Leon Neschle 7 (14. Woche 2007)

OhMeinGott.de: MeinProf.de! –
Not bei der Be-Notung.

Ist es nicht sonderbar, dass man das Publikum, das uns lobt, immer für einen kompetenten Richter hält, aber sobald es uns tadelt, es für unfähig erklärt, über Werke des Geistes zu urteilen? (Georg Christoph Lichtenberg)

Nach zehn Essays (sechs wöchentlichen und vier Depeschles) hat Neschle ein kleines Jubiläum. Es ist auch ein Jubel-läum. Einige LeserInnen verschlingen geradezu seine „Neschlegien“. Schon gibt es „NeschletikerInnen“![1] Da ist es zum „Kult“ nicht mehr weit. Fehlt nur die „Neschlegetik“ oder die „Neschletik“, um zu den Donaldisten aufzuschließen.

Liebe Leute: Neschle ist wirklich kein Genie. Wäre er das, wäre er schon tot. Neschle ist sogar beschämt durch die Neschletikerinnen und Neschletiker! Er zögert aber keinen Moment, sie für „kompetente Richter“ (siehe Lichtenberg) zu halten. Der Mensch ist schließlich ein soziales, manchmal sogar ein sozialistisches Wesen. Für jeden Nicht-Autisten und Nicht-Idioten sind die Urteile anderer wichtig. Für jeden Voll-Trottel, Voll-Devoten oder Mode-Tor sind sie sogar wichtiger als seine Eigenurteile über sich selbst. – Was will uns Neschle damit sagen?

Für jeden souveränen Menschen ist es am wichtigsten, vor sich selbst zu bestehen. Im eigenen Spiegel! Kann er das nicht, begeht er Selbstmord, ergibt sich dem Suff oder hat sich schon vorher geistig ausgeblendet. Das erklärt Lichtenbergs Beobachtung (siehe oben) und nimmt ihr den Tadel. Dieses Verhalten hat schlicht mit Überleben zu tun. Und manchmal stimmt es wirklich: Das Publikum ist unfähig! – Doch wenn nicht? Falls wir ein fähiges Publikum haben? So wie Neschle! (Booh, wat schlecht! Schlecht; schlechter; booh, wat schlecht!)

Dann hängt die Möglichkeit, vor sich selbst zu bestehen, manchmal auch – doch keineswegs allein! – vom Urteil dieses Publikums ab. Dessen Urteil wird zur zweitwichtigsten „Benotung“. Man sollte allerdings wissen, ob man sich dem Publikum auf einer Ebene und in geistiger Konkordanz befindet. Das Urteil nimmt man dann gern und mit Verbeugung an, wenn uns dieses Publikum lobt. Ungern und mit „Gesichtsverzug“, wenn es uns tadelt.

Lob von den „Falschen“ müsste eigentlich wie Tadel wirken, tut es aber selten. Da wirkt Tadel von den „Falschen“ schon eher wie Lob. Lob braucht der Mensch offensichtlich, um in kognitiver Konsonanz mit sich selbst zu sein.

Bei Personen der Öffentlichkeit glaubt man nun, Fremd-Urteile öffentlich machen zu müssen. Unternehmungen haben sich an externe Ratings gewöhnt, mit denen Urteile über ihre Insolvenzanfälligkeit bekannt gemacht werden. Sie bezahlen sogar dafür. Und Politiker kennen gewöhnlich ihr Polit-Barometer.

Auch Professoren scheinen Personen der Öffentlichkeit zu sein. Schon lange wird ihre Be-Notung öffentlich. Während aber die Unternehmung beim Rating statistisch auf den Kopf gestellt wird und das Polit-Barometer auf „repräsentative“ Umfragen baut, erkühnen sich die Murkser von MeinProf.de auf solchen „statistischen Firlefanz“ zu verzichten und ihre Seite trotzdem mit „Wie gut ist mein Prof?“ zu vertiteln. Es urteilt hier, wer gerade Lust oder Frust hat. Das tun weit weniger als 5% der Studenten.

MeinProf.de unterscheidet sich damit mächtig von der Vollerhebung, welche die Universitäten selbst in jedem Semester durchführen. Die daraus gewonnene „Be-notung“ dient jedoch nur der internen Qualitätskontrolle und –verbesserung. Sie wird nicht öffentlich, ist sozusagen ein „internes Rating“.

A. „Klimawandel“ überall: Besuch den Nordpol, bevor er zu Dir kommt!
Prüf den Prof, bevor er Dich prüft: MeinProf.de!

Ein Professorenkollege steht auch drin bei MeinProf.de. Gleich doppelt: Als Universitätsprofessor und als Professor einer FH. An der FH haben sich einige virtuell Studierende gefunden, die ihn mit einem Urteil belegten, obwohl er dort gar nicht lehrte. Das könnte trotzdem schön sein, wenn es gute Urteile wären. Schließlich freut man sich über Geschenke und Lohn ohne Arbeit. Wären es nun schlechte Noten, könnte man versuchen, selbst aus dem etwas zu lernen, was man nie getan hat. Das ist angenehm. Dann muss man Fehler gar nicht erst machen, aus denen man lernt.

Wir wissen leider (noch) nicht, wie diese Urteile über die da-, doch niemals gehaltenen Vorlesungen aussehen. Leider! Es müssen noch einige Nicht-Studenten bei MeinProf.de ihr Urteil über Nicht-Vorlesungen abgeben, die sie leider oder zum Glück nie hörten. Es wäre trotzdem gut zu wissen, wie der Professor mit seinen Vorlesungen an der FH bewertet worden wäre, hätte er diese tatsächlich gehalten.

Erst wenn sich noch mehr virtuelle Studenten mit einer Beurteilung meldeten, gälte ihr Urteil bei MeinProf.de als „repräsentativ“. Erst dann könnte man auch die Frage „Wie gut ist mein Prof?“ in den Augen der hier tätigen Murkser „verlässlich“ beantworten. – Das ist ein Verständnis von „repräsentativ“, mit dem man in jedem ordentlichen Statistik-Kurs durchfällt. Aber für solchen Statistik-Quatsch können wir ja den Profs eine schlechte Benotung geben!

Urteile über Vorlesungen, die tatsächlich stattfanden, gibt es auch. Sogar in der weit überwiegenden Mehrheit. Doch wer sollte hier sicher sein, dass es da nicht Urteile von Studenten gibt, die diese Lehrveranstaltungen nie besucht haben oder bereits nach einer einzigen Veranstaltung den ganzen Zyklus kennen?

Wer immer die Urteile abgibt, eins fällt ins Auge: Man kann leicht die Schlüsselnote finden, nach der sich die anderen Noten richten. Diese Schlüsselnote geht nicht einmal in die Gesamtnote ein. Das Kriterium dazu heißt: „Welchen Arbeitsaufwand muss ein Student erbringen um eine gute Note zu erhalten? (Verhältnis Note/Aufwand)“.

Geht man bei MeinProf.de die Top/Flop-Liste durch, wird das augenfällig. Die Gesamtnote „1,0“ und ebensolche Bewertungen in allen anderen Punkten bekommen nur Professoren, bei denen der Arbeitsaufwand für eine gute Note als sehr gering eingestuft wird, also mit ebenfalls „1,0“. Eine Benotung „4,5“ erhalten solche Profs, die für eine gute Note einen sehr hohen Arbeitsaufwand fordern, der etwa mit „4,5“ als „sehr ungünstig“ beurteilt wird. Was sagt das: a. über die Bedeutung des Ergebnisses und b. über diejenigen, die als Beurteiler der Lehrenden auftreten? Freundlicherweise wollen wir dabei ungeprüft annehmen, dass es auch ihre Lehrenden sind:

    1. Das Ergebnis beruhigt diejenigen, die schlecht bewertet sind. Zeigt es doch, dass es hohe Anforderungen sind, die offensichtlich strikt negativ auf das Gesamtergebnis einwirken. Die Guten können sich kaum über das Urteil freuen. Der geringe Arbeitsaufwand pro Note ist bei ihnen offenbar ein ganz wichtiger Faktor für die positiven Urteile bei den anderen Kriterien. Auch bei mittelmäßig beurteilten Lehrenden sind die Abweichungen zwischen den Einzelurteilen gering, ebenso die zwischen „Note/Aufwand“ und Gesamturteil.Will man ein um die Arbeitsanforderungen bereinigtes Urteil finden, müsste man das das Urteil „Note/Aufwand“ vom Gesamturteil abziehen (oder einen Quotienten bilden). Der beste Professor erhielte danach trotz schlechter Beurteilung bei „Note/Aufwand“ ein sehr gutes Gesamturteil, der schlechteste bei einer Super-Bewertung für „Note/Aufwand“ ein miserables Gesamturteil. Der erste regt offenbar das Engagement der Studenten deutlich an, der zweite nicht. Wer hier bei allen Kriterien ungefähr gleich und gut bewertet wird, sollte sich nichts einbilden. Seine Note erhält er hauptsächlich für die studentische „Leichtigkeit des Seins“ bei den Lehrveranstaltungen und Prüfungen.Wer bei „Note/Aufwand“ eine „4,0“ erhalten würde und zugleich im Gesamturteil bei „1,0“ liegt, wäre danach ein exzellenter Professor. Doch warum kommt dieser Fall faktisch nie vor? Weil das irradiierende, auf alles ausstrahlende Kriterium für die Gesamtnote bei den allermeisten Beurteilern in MeinProf.de augenscheinlich „Note/Aufwand“ ist. Daher gibt es selten Abweichungen, die „0,3“ oder gar „0,5“ übersteigen. Abweichungen von mehr als 1,0 sind eine Rarität. Da liegen zwei Folgerungen nahe:
      1. Man kann weder mit dem Gesamturteil etwas anfangen noch mit der Differenz zwischen Gesamturteil und dem Verhältnis „Note/Aufwand“.
      2. Nichtunterscheidungsfähigkeit und -wille der Studierenden stehen im Zusammenhang mit ihrem Zustand, in dem sie ihr Urteil der öffentlichen Web-Seite anvertrauen.

      Wie aber sieht dieser Zustand aus?

    2. Studenten tragen ihre Urteile auf dieser Webseite wohl meist im Zustand geistiger Verdunkelung ein, wo sie aus einer Manie heraus keine Unterscheidung wollen oder ihr Geisteszustand keine Unterscheidung ermöglicht zwischen der Qualität der Arbeit des Lehrenden und der Menge der Arbeit, die er ihnen macht. Je mehr Arbeit sie bei und mit ihm haben, umso negativer das Gesamturteil. 

Solche Momente zerebraler Insuffizienz gibt es in der Euphorie nach leichten oder gut bestandenen Klausuren oder im Frust und der Depression nach schweren oder schlecht bestandenen Klausuren. In diesem Zustand lassen Studierende die Lehrenden immer gern an ihrem „Glück“ oder „Unglück“ teilhaben. Da kann es sich schon mal um ein kollektives Phänomen handeln: Es verabreden sich einige Studierende nach Bekanntgabe von Klausurergebnissen, um dem harten Prof eins auf die weiche Birne zu geben. Am nächsten Tag kann der Professor dann das Ergebnis bei MeinProf.de nachlesen, falls es ihn interessiert. Denn wie alle Dinge sind auch diese nicht ernst. Wir machen sie ernst, indem wir sie ernst nehmen[2]. Tun wir das mit MeinProf.de., dann stellt sich die Frage: Was nützt MeinProf.de, wem nützt es?

B. Techtelmechtel an der Uni: Wer fängt was mit MeinProf.de an?

Weil die Seite MeinProf.de offenbar gerne von Studenten gefüttert wird, die ihren Arbeitseinsatz pro Note minimieren wollen, finden Gleichgesinnte hier die beste Information. Es handelt sich um einen „Schnäppchenmarkt“ für gute Noten: „Wie bekomme ich mit wenig Aufwand eine gute Note?“ Das erklärt den knallengen Zusammenhang zwischen Gesamturteil und Note/Aufwand. Wegen dieser Selbstselektion der Beurteiler erhalten andere potenzielle Nutzer leider ein falsches Bild, Professoren etwa. Die können viel mehr mit den internen Semester-Beurteilungen anfangen. Hier können sie sicherstellen, dass nahezu eine Vollerhebung stattfindet und eine urteilsverzerrende Selbstselektion unterbleibt. Durch die Wahl eines Zeitpunkts vor den Klausuren sind die Hirne der Studenten unbeeinflusst von Klausurstress, -euphorie oder –frust.

Personalabteilungen müssten mit dem Klammerbeutel gepudert sein, um ihre Entscheidungen von Urteilen in MeinProf.de abhängig zu machen. Welcher Hochschullehrer bereitet die Studierenden besser auf die Arbeitswelt vor: Derjenige, der ihnen Stoff in appetitlichen Einzelstückchen in Ohr und Auge legt, oder derjenige, der sie Stoff selbständig und hart erarbeiten lässt? Derjenige, der die Hürde tief, die Noten hoch ansetzt? Oder der, der hohe Ansprüche hat und auch Noten kennt, die unter der Bestehensgrenze liegen, der den vollen Differenzierungsspielraum des Notenspektrums nutzt? –

Der Dekan einer Wirtschaftsfakultät wurde vor einigen Jahren von einer Unternehmung mit der Aussage konfrontiert, man werde künftig keine Studierenden seiner Fakultät mehr einstellen. Die Noten seien nicht genügend differenziert. Nachwuchsmitarbeiter waren dadurch aufgefallen, dass sie trotz gleicher Examensnote „1“ völlig unterschiedliche Fachkenntnisse hatten. Während einer durch hervorragendes Know-how glänzte, fehlte es beim anderen selbst an Grundkenntnissen. Wie solle sich da die Personalabteilung noch auf die Vor-Selektion der Universität verlassen?

Die Nachforschung des Dekans ergab: Ein Marketing-Professor hatte über Jahre mehr als achtzig Prozent seiner Studenten eine „1,0“ gegeben, schlechteste Note war eine „2,0“. Nie hatte er jemanden durchfallen lassen. Das Ganze erklärte sich so: Er stellte im Examen immer zwei Fragen zur Auswahl. Jede Frage bezog sich auf einen kurzen, leicht verständlichen Aufsatz, den er zu Beginn des Semesters als examensrelevant ankündigte. Jeder, der seine „Note/Aufwand“ maximieren wollte, musste ihn wählen. Jemand, der etwas lernen wollte, nicht! Würde er heute noch lehren, hätte er bei MeinProf.de wahrscheinlich die Höchstnote!

Doch gerade wegen ihm hatte die Unternehmung gedroht, niemanden mehr aus dieser Fakultät einzustellen. Das hätte vor allem den guten Studenten geschadet. Denn: „Bonis nocet qui malis parcit!“ Den Guten schadet, wer die Schlechten schont.

Differenzierung zwischen guten und schlechten Studenten ist eine harte, unangenehme und undankbare Aufgabe für jeden (Hochschul-)Lehrer. Doch nur so wird er seiner Verantwortung gerecht. Im Gefolge der 68er lautete die Devise dagegen allzu häufig: „Schone die Schlechten und Faulen, die Guten werden nicht maulen.“

Das war eine hübsche Verbrämung für die eigene Faulheit. Denn diese Einstellung macht dem Professor viel weniger Arbeit. Die meiste Arbeit hat er weder mit den Guten noch mit den Schlechten. Die meiste Arbeit machen ihm die Marginalkommilitonen, die Grenzanbieter in der Schwebe zwischen Bestehen und Nichtbestehen. Sie sorgen für den höchsten Korrekturaufwand, die längsten Diskussionen und die meisten Gewissensfragen beim Prüfenden. Viele Alt-68er glaubten sich dadurch von Arbeit und Verantwortung zu befreien, dass sie das Nichtbestehen aus dem Möglichkeitenkatalog strichen. Folgendes Gespräch fand nach einer Vertretungsprofessur an einer deutschen Universität im Jahre 1988 statt:

„Wie, Herr Kollege, sind Sie wirklich noch einmal auf eigene Kosten zur Nachprüfung angereist? Dann haben Sie ja Leute durchfallen lassen!?“ – „Das ist bereits meine zweite mündliche Nachprüfung. Durch die schriftliche Prüfung sind fünfzig Prozent durchgefallen, bei der ersten Nachprüfung sechzig Prozent.“ – „Lieber Herr Kollege! Ich weiß gar nicht, wie mündliche Nachprüfung geht. Bei mir sind immer alle 600 durchgekommen“ – „Aber es muss doch mal ein leeres Blatt gegeben haben!“ – „Dann haben wir einen Krankheitsfall daraus gemacht und die schriftliche Klausur wurde wiederholt.“ – „Tja, das ist bei mir anders! Bei 180 Zweifachwiederholern werde ich jeden davon vierzig Minuten mündlich geprüft haben. Diese Nachprüfungen haben mich schon zwei Wochen gekostet. Aber so kann ich die nicht auf die Menschheit loslassen!“ – „Wissen Sie, Herr Kollege. Sie betreiben zu viel Aufwand. Ich lasse keinen durchfallen. Ich mach’ mir meine Finger nicht schmutzig.“ – „Wenn Sie die Schlechten wie die Guten bewerten, will die Wirtschaft keine Absolventen mehr von hier. Doch Sie waschen Ihre Hände in Unschuld. Dabei versündigen Sie sich an den guten Absolventen.“

Noch heute reagieren manche Professoren wie dieser gefühlte Saubermann mit dem Null-Durchfall. Studierende setzen Hochschullehrer unter Notenzwang, an privaten Bildungsinstitutionen stärker noch als an öffentlichen. Das Gute-Noten-Geben macht nicht nur weniger Arbeit, es verschafft auch eine gute Bewertung bei MeinProf.de. Profesoren-Typen mit einem „Arsch in der Hose“ sehen dagegen den Stinkefinger! –

Wie wird das sein bei den „Elite-Studenten“, die wir künftig haben? Die sind sicher nicht so doof, ihr eigenes Nest öffentlich mit schlechten Noten für ihre Professoren zu beschmutzen. Folglich werden sie ihren Professoren nur die allerbesten Noten geben. Wahrscheinlich sind sie sogar so elitig, auf eine öffentliche Stimmabgabe ganz zu verzichten. Wir haben sie auch heute schon: „Elite-Studenten“, nur gleichmäßiger verteilt. Im Analogieschluss darf man annehmen, dass genau diese MeinProf.de nicht mit Beurteilungen beliefern. Wir dürften es bei den Benutzern dieser Seite mit den „anderen Studierenden“ zu tun haben.

C. Domina und Dominator? Wofür hat der Prüfer die Prüfung?

Viele Studierende sehen die Prüfung als Belohnung für gute Leistungen oder als Bestrafung für schlechte. Für Wirtschaftswissenschaftler wäre das ein Skandal. Denn jeder Betriebswirt müsste das Peter-Prinzip kennen.

Dessen Effekt baut darauf auf, dass vergangene Leistungen über eine Beförderung entscheiden. Waren diese Leistungen gut, wird befördert, waren sie es nicht, bleibt man in der bisherigen Verwendung. Weil ohne Blick auf die für die künftige Verwendung notwendigen Eigenschaften befördert wird, gibt es zwei Folgen:

      1. Die schlechten Leute bleiben in ihren Verwendungen und dürfen dort „üben“, also weiter ihre schlechte Arbeit machen.
      2. Die guten Leute werden ohne Blick darauf befördert, welche Tätigkeiten sie in Zukunft verrichten sollen. Man weiß deshalb nicht, ob sie an die Leistungen von früher anknüpfen können. Tun sie es nicht, gilt 1; tun sie es, gilt 2 so lange und so oft bis am Ende auch hier 1. gilt.

So wird jeder so lange befördert, bis er relativ unfähig für seinen Job ist. Das ist eine Steigerung von management by jeans, wo die Nieten nur an den wichtigsten Stellen sitzen.

Was hat das mit Benotung zu tun? Die Antwort ist einfach: Aus der Sicht ökonomischer Lenkung und Steuerung ist die Benotung als ex post Instrument der Belohnung und Bestrafung völlig nutzlos für den Prüfer. Es sei denn, es geht um seinen Nutzen und er empfindet sadistischen Spaß an schlechten Noten. Der wird Professoren von den Studenten zwar oft unterstellt, dürfte aber tatsächlich äußerst selten sein.

Diese Diskrepanz von Erwartung und Realität führt bei Studenten zu falschem Prüfungsverhalten, noch häufiger bei Studentinnen. In mündlichen Prüfungen kann man erleben, wie Fragen anders verstanden werden, als sie gestellt sind, wenn und weil bewusste Fallenstellerei vermutet wird. Die Folge: Ängstliche oder keine Antworten auf einfachste Fragen.

Dabei hat die Benotung nicht den Zweck der Bestrafung. Sie dient vielmehr als Anreiz, einen Mindest-Leistungsstandard bei sich selbst herzustellen. Denn es sind nicht die Professoren, die den Studenten etwas beibringen. Auch das ist eine falsche Annahme bei MeinProf.de. Es sind die Studenten selbst! Sonst müssten die Professoren die Zeugnisse bekommen und nicht die Studenten.

Bei MeinProf.de bekommen aber im Prinzip Professoren die Zeugnisse. Das birgt die Gefahr, dass Studenten ihre Eigenverantwortung auf diese abzuwälzen suchen: Es liegt nicht an mir, es liegt am schlechten Prof. Professoren sind jedoch nur Katalysatoren für effektivere und effizientere Lernprozesse. Letztlich machen Studenten ihre Ausbildung selbst. Genau das sollen sie in Vorbereitung auf lebenslanges Lernen! Gegen ihren Willen ist eine Ausbildung und erst recht eine Bildung als individualisierte Vermittlung von Kultur gar nicht möglich.

Der Student muss wollen! In Eigeninitiative und Eigenverantwortung! Die gilt es anzuregen! Dennoch bewerten es die Studierenden positiv, wenn Professoren ihnen den Stoff so aufbereitet und exakt so präsentieren, wie er danach geprüft wird. Sie wollen für jedes Fach möglichst auch nur ein Lehrbuch. Professoren, die sie auffordern, durch Vergleich mehrerer Lehrbücher zu lernen und sich dadurch den Stoff selbst tiefgründiger zu erarbeiten, erhöhen den Aufwand pro Note und erhalten ein schlechteres Gesamturteil.

Für Professoren ist es ein Drahtseilakt, wie bei der Kindererziehung (Man sehe mir den Vergleich nach, aber für immer mehr „Heimschläfer“ ist die Uni nur eine Außenstelle des „Hotels Mama“!): Verwöhnte Kinder fühlen sich zwar meist wohl im Elternhaus und geben ihm gewöhnlich gute Noten, aber sind später wenig leistungsfähig, wenn das gewohnte „Verwöhnaroma“ fehlt. Dasselbe gilt allerdings auch für verwahrloste Kinder. Der erfolgreiche Weg ist ein anderer:

Je größer die Kinder werden, umso weniger darf ihnen vorgekaut werden, umso mehr müssen sie sich selbst auf die Suche nach Nahrung begeben, Hintern und Geist bewegen. Das gibt manchmal Konflikte und schlechte Noten für die Eltern. Doch der Erfolg danach zeigt die Notwendigkeit. Die Welt da draußen ist nämlich anders als die, auf die der beliebte Streichelprofessor vorbereitet. Wird die Be-Notung der Professoren durch die Studenten zu ernst genommen, führt sie uns bei MeinProf.de direkt in die amerikanische Durchschnittsuniversität, die sich der Erziehung „großer Kinder“ widmet.

Die damit verbundene Verschulung des Studiums bringt uns in der Spitze eher schlechtere Leistungen, wird die Studierenden unselbständiger machen und schlechter auf die Berufswelt vorbereiten. Die Praxis fordert im Wandel der Märkte den selbständig und unternehmerisch handelnden Manager. Den, der selbständig Chancen erkennt und sie wahrnimmt, und eben nicht den, der nur nach präzisen Vorgaben arbeitet. Letzteres wünscht sich der Durchschnittsstudent immer noch. Als Professor sollte man es verweigern, trotz Notenabschlag bei MeinProf.de: Im Interesse der Studenten selbst!

D. Untat zur unrechten Zeit: Plötzlich kam Kamenz!

Gerade wollte Neschle dieses Essay freigeben. Da kam ein „tolles“[3] Buch herein: „Professor Untat“. Dieses Buch wurde verquast von einem Fachhochschullehrer Kamenz aus Dortmund. Uwe mit Vornamen, wie das Seelerchen aus Hamburg, das wenigstens das „Kopfballspiel“ beherrschte. Sein „Sprachrohr“ ist ein „gelernter“ Journaillist (siehe dazu Neschle 3, 10. Woche 2007). Irgendwer mit „-le“. Nesch-le? Mehr-le? Nee, Wehr-le heißt er. Martin mit Vornamen, wie der Hesse mit dem Aschebesche-Mund, obwohl Werner eine schöne Alliteration gegeben hätte.

Wehrle redet wie der Blinde von der Farbe oder der Pastor von der Ehe. Was er über die internen Verhältnisse an Universitäten schreibt, hat er nie erlebt, kennt es allenfalls vom Hörensagen oder durch die „stille Post“, die etwas hört von einem, der etwas gehört hat und so fort. „Heiß Recherchiert“ nennt das der Journaillist. Also, vor allem den Kamenz gefragt. Auch der Kamenz weiß wenig über die – durchaus anderen – Verhältnisse an einer Universität. Da merkt man schon auf den ersten Seiten: An seiner FH blieb offenbar von der „akademischen Kultur“ fast nichts hängen. Die gibt es aber an manchen Unis wirklich! Und dadurch sind die Dinge ganz anders als diese Au-Toren sie beschreiben.

Neschle ist nur bis Seite 39 gekommen, hat netto etwa 30 Seiten gelesen. Dabei hat er mehr als zehn sachliche Fehler und einige Widersprüche hinter sich bringen müssen. Dazu hat er wirklich keine Lust. Also: Buch in die Ecke! Fehlkauf! Er hält da viel von Lichtenberg: „Man lese nicht viel und nur das Beste …“. Neschle hat hier jetzt schon Gewissheit, dass er zu viel gelesen hat. Wodurch die begründet ist? Hier einige Beispiele. Sonst heißt es „Da tritt einer den Profs mal in den Hintern und sie fühlen sich gleich auf den Schwanz getreten!“. Das ist es wirklich nicht. Doch der Leser urteile selbst:

„Die Berufung ist ein Akt voller Widersprüche. Zum einen, weil ein Professor den anderen ins Amt heben kann, …“(S. 21). – Mein Gott und: nein, Gott! Welche Zustände herrschen da an der FH Dortmund? Neschle hat schon an acht Universitäten mindestens ein Semester gelehrt, war dreimal Sprecher der Betriebswirte und mehr als drei Jahre lang Dekan. Er hat an etwa zwanzig Berufungskommissionen teilgenommen. Aber so etwas? Wäre es richtig, dass ein(!) Professor den anderen ins Amt heben kann, warum dauert das Verfahren dann länger als ein Jahr?

„Der Uni-Rektor sammelt die Bewerbermappen …“ (S. 36). „Die Liste (eines Berufungsverfahrens) wird abgenickt vom Fachbereichsrat und dann vom Senat … „ (S. 39, da hat es Neschle gereicht!) – Neschle hat niemals einen Uni-Rektor gesehen, der Bewerbungsmappen gesammelt hätte. Das haben an allen acht Unis die Fachbereiche getan. (Nicht dass dies erheblich wäre! Doch Kommissar Zufall weiß: „Die kleinen Fehler sind die wichtigsten! Sie zeigen, dass diese Au-Toren nie am Tatort waren!) – Was ist da nur los in Dormund? Ist ja schlimmer als bei der Borussia!

Niemals hat Neschle erlebt, dass eine Liste nur abgenickt wurde. Im Gegenteil: Fast immer gab es kontroverse Diskussionen, ob im Fachbereichsrat oder im Senat. Und was wurde in manchen Berufungskommissionen schon vorher gefetzt! Zwei Professoren haben drei Meinungen und die werden nicht weniger durch die Erhöhung der Professorenzahl auf 15 oder 20(!). Für reines Abnicken hätte Neschle nicht seitenlange Begründungen geschrieben, die sogar einer seiner Kollegen wegen ihrer Formulierungen sammelte wie einen Schatz.

„Was verdient eigentlich ein Professor? 71.500 Euro – auf diese stolze Summe beziffert der Deutsche Hochschulverband ….“ (S. 31) „Etliche FH-Professuren bleiben über Jahre unbesetzt, weil sich niemand aus der Wirtschaft erbarmt. Ein Manager lässt sich nicht gerne auf die Professoren-Einstiegsbesoldung zurückstufen“ (S. 36) – Hat die FH Dortmund schon auf die Ersatzreserve III zurückgegriffen, Herr Kamenz? Und was ist denn nun? Stolze Summe oder nicht? Nach Neschles Erfahrungen wird es immer schwerer für dieses Geld überhaupt jemanden mit so etwas wie einer Qualifikation für den Professorenjob zu gewinnen, egal ob an FH oder Universität.

Da soll keiner einen solchen Krampf über „stolze Summen“ schreiben, wenn Studenten, die ihren Profs das Wasser nicht reichen können, oder Doktoranden nach einem Jahr Praxis schon mehr verdienen als ihre Profs. Faktisch alle seine ehemaligen Doktoranden (Und er hat so einige!) verdienen mehr als Neschle selbst, viele davon sogar ein Mehrfaches. Das ist keine Klage! Es ist eine Feststellung! Eine klare!

– Es gibt kein Buch, in dem Neschle auf 30 Seiten netto so oft wie in „Professor Untat“ die „statistisch exakten“ Begriffe „oft“, „häufig“ oder „selten“ gelesen hat. Schauen wir mal eine solche Aussage an! Nur eine bitte, dann reicht es. (Es gibt sie massig bis S. 39!): „Der Professorentitel ist … de facto nur eine Amtsbezeichnung(!) wie Hausmeister oder Hotelportier. Nicht mehr. Wenn der Hausmeister kein Hausmeister mehr ist, dann darf und wird er sich auch nicht mehr so nennen. Anders beim Professor. Wenn der auf Lebenszeit beamtet ist, dann nimmt er seinen Titel (Neschle lernte doch gerade, es wäre gar keiner!? Kann man denn nicht einmal eine Behauptung über fünf Sätze durchhalten? Was denn jetzt?), sozusagen als Abschiedgeschenk des Staates, in die Pensionierung mit. Er wird „emeritiert“, er wird entpflichtet, aber nicht entrechtet. Deshalb behalten pensionierte Professoren auch immer noch ein Büro an ihren Hochschulen und werden dort nach ihrem „Ausscheiden“ oft häufiger gesichtet als vorher.“ (S.22 f.) –

Hieran ist fast alles schief und krumm, was sich überhaupt verbiegen lässt:

1. Wie soll ein Professor einen „Titel“ mitnehmen, der gar keiner ist („nicht mehr“ als eine „Amtsbezeichnung wie Hausmeister“)? Wer wollte einem „gelernten Hausmeister“ verbieten, sich weiter „Hausmeister“ zu nennen? Wehrle selbst heißt sich „gelernter Journalist“ sowie „Coach und Berater“, schleift also gleich drei nichtssagende „Amtsbezeichnungen“ durch die Gegend. Ist er damit „Hochstapler“, was sich übrigens auch jeder nennen kann, so oft er will?

Und auf österreichischen Grabsteinen führen selbst Tote noch ihre Berufsbezeichnung. Auch „Hausmeister“ finden sich darunter. Oder sagen wir doch auch „gelernter Professor oder Hausmeister“, Herr Wehrle. Ja und ?! Gelernt ist gelernt, nur manche müssen es dazuschreiben!

2. Professoren werden schon seit Jahren nicht mehr emeritiert, sondern wie jeder Beamte pensioniert, falls sie nicht ohnehin schon an privaten Hochschulen lehren. Da weiß Kamenz offenbar sogar ganz schlecht über seine eigene Zukunft Bescheid oder der Wehrle hat miserabel recherchiert und der Kamenz nicht Korrektur gelesen.

3. Emeriti-Rechte gibt es heute nur noch für wenige Alt-Professoren. Neschle wäre allerdings aus vielerlei Gründen erfreut, hätte man diese Tradition ge- und bewahrt.

Neschle hat niemals gesehen, was Wehrle (Wie will er das überhaupt gesehen haben?) und Kamenz (Der muss ein FH-Syndrom haben, Falsche Halluzinationen!) behaupten: Dass Emeriti „oft häufiger“ an der Hochschule gesichtet werden als vorher. Warum? Fast an allen Hochschulen gibt es Raumnöte, daher in aller Regel auch nur einen einzigen „Sammelraum“ für Gastdozenten und Emeriti. Wenn diese Au-Toren Recht hätten, müsste es in diesem Raum ein wildes Geknubbel von Leibern geben.

Der Leser möge daher „oft“ in diesem Buch so verstehen: Es wäre „denkmöglich“, dass sich emeritierte Professoren häufiger an der Uni einfinden, wenn sie keine Vorlesungen mehr halten und ihnen nur noch ein Gemeinschaftsraum zusteht. Sicher hat man daher Kamenz und Wehrle ebenso „oft“ an einer deutschen Universität gesehen. Es wäre nämlich „denkmöglich“, dass sie dort schon einmal gewesen sind. Aber sicher nicht „oft“ im üblichen Sinne. Sonst hätte ihnen auffallen müssen, dass es Emeritierungen seit Jahren nicht mehr gibt. Kamenz müsste das wissen! Wehrle wollte hier vielleicht ein wenig allein filettieren, heraus kam aber dilettieren in alten Folianten. – Es ist übrigens möglich, dass selbst Studenten „oft häufiger“ nach dem Studium die Uni aufsuchen, sogar wenn sie Professoren sind!

Sicher ist nicht alles falsch an und in „Professor Untat“. Als schlechtes Beispiel dienen kann das Buch auch. Welchen Angaben soll man denn da trauen, wenn sogar aus denkbaren Einzelfällen „oft“ wird? Fast nichts – das ist im Vergleich zu den Au-Toren schon eine präzise Angabe – ist ordentlich belegt (Ja, nur bis S. 39, aber was soll Neschle da noch erwarten?). Kein Wunder, dass die Au-Toren bei dieser Arbeitsweise am Vorgehen von MeinProf.de nichts auszusetzen haben und für die Klage der RWTH Aachen gegen diese Website Unverständnis zeigen (S.11).

Dieses Unverständnis teilt sogar Neschle, allerdings aus anderem Grund: Da nimmt die RWTH etwas bierernst, was selbst nach drei Kästen Bier (Was haben die sich wohl gedröhnt, um auf solchen Affenschiss hin so gereizt zu sein?) nicht ernst genommen werden kann. Doch, was heißt hier „kann“? Menschen bringen alles fertig. Sie lassen sogar Blindgänger explodieren, ohne vorher das Gelände zu räumen. In Deutschland darf jeder so doof sein, wie er will und kann. Wenn es Wähler sind, richten sich Politiker danach. „Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel.“ Sagt Bertrand Russell! Neschle folgert: Dann muss man den Gescheiten ihre Zweifel nehmen. –

Neschle verhält sich jetzt mal, wie ein Politiker: Melden sich mehr als drei Kommentatoren, die eine echte Auseinandersetzung mit dem Machwerk „Professor Untat“ wollen, macht Neschle das. Er hatte ohnehin die „Nebentätigkeiten“ von Professoren im Programm, aber ohne Bezug auf dieses selten dämliche Buch (Neschle meint natürlich dieses „häufig dämliche Buch“. Doch so ist sie, die deutsche Sprache: selten dämlich, doch noch häufig genug!) Neschle kann einiges sagen zu den Widersprüchen, zwischen denen ein Professor hier steht:

      1. Wir wollen keine Elfenbeinturminsassen und keine Wolkenkuckucksheimer! Wir wollen Professoren, die immer in der Realität zu Hause, aber ausschließlich für die Uni da sind. – Da ist ja die Quadratur des Kreises einfacher!
      2. Wir zahlen ein im Vergleich zur Wirtschaft (und sogar zur Politik) mieses Entgelt, wollen aber die besten Leute. – Darf es noch ein wenig mehr Idealismus sein oder soll noch eine Portion Idiotismus darauf? Dürfen noch ein paar Pommes auf die Mayo?
      3. Die Praxis will den Rat der Professoren in vielen Gremien, will aber nichts dafür zahlen. Sie darf und sollte es auch nicht, wenn es nach einigen Schlaumeiern geht. – Der Hofnarr für die unbequemen Wahrheiten. Auf Bestellung kostenlos! Ein Rat ohne jede Schutzgebühr! Was das heißt, wissen wir von jedem Straßenprospekt: Respektlos landet er auf dem Müll! Trotzdem wird er immer wieder angetroffen!
      4. Wir haben Leistungskriterien, wenden sie aber nicht konsequent an. – Wenn jemand diese Kriterien besser erfüllt als ein anderer, obwohl dieser jemand eine Nebentätigkeit ausübt, dann sollte man sich zuerst den wahren „Professor Untat“ vornehmen. Das ist ganz klar der andere! Doch bei uns wird wohl die Abwesenheit einer Nebentätigkeit so langsam zum einigen Qualitätssignal. Gute Nacht Deutschland!

Wie gesagt, das käme ohnehin. Irgendwann im Herbst! – Hätte sich der Sensationalist Kamenz für sein Buch ein Pseudonym zugelegt, etwa „Zamek“, hätten sofort gesehen: Er will uns da nur eine heiße Würfelsuppe einbrocken. Massenphänomen Faulheit bei Professoren, von denen die meisten schon Workoholics sein müssen, um ihren Titel zu erwerben? – Gesunde Kost ist dieses Buch nicht! Viel zu viel Fertigsuppe! Viel zu viel „Würfel“! Und viel zu viel Geschmacksverstärker!

Sagen wir es zum Schluss ganz deutlich, wie es ist mit Fleiß und Faulheit:

      1. Die besten Mitarbeiter sind intelligent und fleißig. Zweifellos! So einfach, so klar! Jetzt aber kommt es:
      2. Die zweitbesten Mitarbeiter sind intelligent und faul(!). Das sind diejenigen, die uns immer die Wege zur Arbeitserleichterung zeigen. Hätten wir sie nicht, würden wir noch in Höhlen hausen. Sie werden später Chef, nicht weil sie delegieren können, sondern weil sie es auch wirklich wollen!
      3. Die drittbesten Mitarbeiter sind dumm und faul. Die machen nichts kaputt!
      4. Die schlechtesten Mitarbeiter sind jedoch dumm und fleißig! Sie streuen Tag und Nacht Sand ins Getriebe und merken es nicht einmal. Mit dem Fleiß, der deutschen Tugend überhaupt, ist das also so eine Sache!

Was schließen wir daraus? Die Autoren hätten dieses Buch nie schreiben sollen! Natürlich wünschen wir uns Fleiß, doch gerade nicht von ihnen … hätte Neschle erwartet, dass sie das Zusammenspiel mit der Intelligenz vergessen. Neschle ist immer froh, wenn manche Leute faul bleiben. Das gilt für manche Beamte, ebenso wie für einige Professoren, besonders aber für bestimmte Buchautoren.

Ein Professor war mal ehrbar,

ein Student fast unbelehrbar.

Doch Gott sei Dank das gibt’s nicht me-

hr, jetzt gibt es MeinProf.de.

Heute ist der Prof ein Schuft,

Studenten steh’n im Weihrauchduft.

(Kleine Fortsetzung:)

Macht nur weiter so Banausen,

bald wird es hier jeden grausen;

macht nur alles richtig mies,

dann bezahlt ihr doppelt Kies.

Und ihr kriegt für die Pinunsen,

nur dumme Schweine, die laut grunsen.

(Auf den letzten Reim kann man sich den Neschle richtig stolz machen!)


[1] Die sagen es Neschle bislang nur und schreiben keinen Kommentar! Lieber Ulli, Neschle schaut dabei wirklich nicht auf Deine Zeichensetzungsfehler!

[2] Das war der fundamentale Fehler der RWTH Aachen bei der Klage gegen MeinProf.de.

[3] „Toll“ kommt von verrückt und hat einen solchen Bedeutungswandel hinter sich, dass man „Tollhaus“ aus demselben Grund heute wieder sagen könnte, aus dem es einst in die Mottenkiste wanderte: Es klingt längst nicht mehr so „politisch unkorrekt“ wie „Irrenhaus“!

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3 Antworten auf „Leon Neschle 7 (14. Woche 2007)“

  1. Eine weitere Auseinandersetzung mit “Professor Untat” wäre sicher notwendig, denn auch wenn die hier genannten Kritikpunkte das Problem des Buches andeuten, wirkt das bisher Geschriebene stellenweise etwas gekränkt unsachlich.

    Interessant in Bezug auf MeinProf.de ist auch die Anzahl der Bewertungen nach Hochschulen (http://blog.meinprof.de/files/statistik_uni_09_03_2007.pdf). Seltsamerweise tauchen dort einige der, nach Studierendenzahlen, größten Universitäten nicht auf.

  2. Habe mir das Buch angesehen. SChwach! Der verfasser ist bei meinprof selbst nur durchschnittlich bewertet. Und offenbar pflegt er auch selbst Nebenjobs. Aber das müssen Professoren auch: Wie sollten sie sonst in der Welt stehen, wie sollten sich sonst die Gehälter von Orchideenfächern von denen gefragter Fächer unterscheiden? Und wer wollte in letzteren dann noch Professor werden. Nur noch die Mittelmäßigen, die sonst keine Chance haben. Und die sollen dann unseres Business-Nachwuchs unterrichten. Herzlichen Glückwunsch! Der Neschle aber trifft Hammer und Nagel auf den Kopf!

  3. Was würden wir Studies eigentlich sagen, wenn unsere Noten einschließlich Bewertung ins Netz gestellt würden, ohne Nennung des Namens des Beurteilers natürlich. Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem anderen zu!
    Und Neschle hat Recht, wenn ich an diejenigen denke, von denen ich weiß, dass sie da hinschreiben.
    P.S: Jetzt gibt es das auch bei Lehrern Spick.mich.de Noch schlimmer, noch unreifer!

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